Augsburg aktuell


Der "Runde Tisch" in Augsburg
Werden wir nur verschaukelt ?

Februar 2003

Auch wenn wir dem (seit Sommer 2002 neuen) Umweltreferenten Schaller dankbar sind, dass er die Sender im Radauviertel nun endlich abschalten ließ und im Internet unter www.augsburg.de endlich eine Senderkarte veröffentlichen ließ, werden wir den Eindruck nicht los, dass er grundsätzlich viel zu betreiberfreundlich eingestellt ist.

Möglicherweise liegt dies auch daran, dass er nur sehr schlecht und (von den Mobilfunkfirmen einseitig) informiert ist. Dann müssen wir ihm allerdings vorwerfen, sich nicht genügend mit allen ihm zur Verfügung stehenden Informationen zu beschäftigen und weiterzubilden.
Allein hier im Internet ist es möglich, sich umfassend und ohne (politische / wirtschaftliche) Beeinflussung neutral zu informieren. Hat Herr Schaller keinen Internetzugang ? ...

Sonst würden nämlich von ihm keine derart hanebüchenen Aussagen gegenüber der Presse gemacht und er würde auch erkennen, dass seine "Forderung" nach "Augsburger Grenzwerten" (5 % der deutschlandweit geltenden) völlig unbrauchbar ist und eine Verbesserung für die Bevölkerung nur vorgaukelt.
(Erst wenn diese Werte auf ca. 1 Millionstel der gültigen gesenkt würden, könnte man von einem Erfolg sprechen. Auch dann wäre das Handytelefonieren sogar noch möglich ...)

Auf jeden Fall haben wir den Eindruck, dass man uns Mobilfunkkritiker zu diesen "Fachkommissionen" nur deswegen einlädt, um nach außen hin einen guten Eindruck zu machen ...

Besonders dreist finden wir es außerdem, dass unter www.augsburg.de in der Rubrik "Umweltlinks" ausschließlich mobilfunkbetreiberfreundliche Seiten (u.a. die "FGF e.V.") präsentiert werden !!!
 



24 zusätzliche Sender allein in der Innenstadt
Viele weitere Sender für ganz Augsburg !!!
"Runder Tisch" in Augsburg bringt nur winzige Erfolge

Leser der AUGSBURGER ALLGEMEINE vom 07.11.02 konnten den Eindruck gewinnen, als wenn wirklich etwas Tolles erreicht worden wäre: "Mobilfunk: Standorte werden halbiert" stand dort in großen Lettern zu lesen und im Text war dann die Rede, dass die "Kritiker mehr als zufrieden" wären.
Dies entspricht beides nicht der Wahrheit: Die Standorte werden nämlich nahezu verdoppelt und zufrieden könnten wir Kritiker erst sein, wenn Mobilfunk gesundheitsverträglich wäre bzw. mit dem Abbau bestehender Anlagen begonnen werden würde.

Ein paar Tage später wurde die Sache dann in einem neuen Artikel auf den Lokalseiten der Zeitung glücklicherweise berichtigt.

Selbstverständlich freuen wir uns, dass der Augsburger Umweltreferent Thomas Schaller (Bündnis 90/Die Grünen) sich redlich bemüht, beide Seiten an einen Tisch zu bringen. Es ist sicherlich auch zu begrüßen, dass etwas weniger neue Standorte (als bisher offiziell vorgesehen) dazu kommen.
Allerdings kann er nicht von uns verlangen, dass wir auch nur einem einzigen Sender in Augsburg zustimmen, solange die bisherige Übertragungstechnik nicht durch eine gesundheitlich unbedenkliche ersetzt wird.


Der absolute Horror !!!
200 weitere Sender für Augsburg geplant !!!
Mitglieder von esmog augsburg durften schon einen kurzen Blick auf den Stadtplan mit den neuen Standorten werfen - gefragt wird aber keiner mehr ...

Aus der AUGSBURGER ALLGEMEINEN vom 19.09.01 (Lokalteil Seite 35) mussten wir erfahren, dass in Augsburger nun (wohl zum ersten Mal) der "Runde Tisch" stattfand, der beim Pakt der bayerischen Staatsregierung mit den Mobilfunkbetreibern im Sommer 2001 beschlossen wurde, um Mobilfunkkritiker zu besänftigen.
Und bei dieser Veranstaltung wurde die Katze aus dem Sack gelassen:
Es ist jetzt klar, dass die bisher ca. 100 bestehenden Senderstandorte in Augsburg nicht ausreichen sollen und daher 200 weitere "nötig" wären !
Selbstverständlich wurden zu diesen Treffen keine mobilfunkkritischen Vertreter eingeladen. Auch der stv. Fraktionsvorsitzende der Grünen im Augsburger Stadtrat hatte schon vor längerer Zeit den OB aufgefordert, Mitglieder von Initiativen mit an den "Runden Tisch" (bestehend aus Vertretern der Stadt, des LfU und der Mobilfunkbetreiber) zu holen.

Inzwischen ist klar, warum die Stadt keine Kritiker an den Tisch holen kann/möchte: Der städtische Umweltreferent Dr. Bruggey zu den Vorgaben vom Bayerischen Umweltministerium. Der "Runde Tisch" solle ja nur als Vermittler zwischen Betreibern und Hausbesitzern fungieren:

"Die Teilnehmer sind vorformuliert worden" und es bestehe "kein Platz für eine mobilfunkkritische Gruppe" !
 

Tagung der Fachkommission ("Runder Tisch")

Die o.g. Zitate von Dr. Bruggey stammen aus einer Veranstaltung der Stadt Augsburg am 28.11.01, die anlässlich der Kritik an der Besetzung des "Runden Tischs" einbeberufen wurde.
Zu dieser  "3. Sitzung der Fachkommission" waren neben Vertretern der Stadt, des Landesamts für Umweltschutz und aller Mobilfunkbetreiber auch bekannte Augsburger Mobilfunkkritiker geladen - darunter auch Mitglieder von esmog augsburg.

Ziel der Veranstaltung sollte es laut Veranstalter sein, über den Mobilfunk "aus umweltmedizinischer Sicht" zu informieren. Es stellte sich aber sehr bald heraus, in welche Richtung die Information zu laufen hatte:
Nachdem Herr Rupprecht von der Firma MobilCom Sätze wie "Mobilfunk ist euine unabdingbare Basisinfrastruktur" an die Wand projeziert hatte und das hohe wirtschaftliche Potenzial und die Schaffung neuer Arbeitsplätze propagiert hatte, kam der Höhepunkt:

Referent Dr. Michael Bornhausen, 68 J., nach eigenen Angaben Tier- und "Umweltmediziner", vertrat die Argumente der Mobilfunkbetreiber in einer Art und Weise, wie man sie von einem verantwortungsbewussten (Tier-)"Arzt" auf keinen Fall erwarten würde.
Neben persönlichen Diffamierungen von angesehenen Wissenschaftlern wie Prof. Dr. Peter Semm und Dr. Lebrecht von Klitzing warf er nicht nur dem Vorsitzenden der Bürgerwelle e.V., (Siegfried Zwerenz) vor, mit der "Angst vor der Angst" nur Geld verdienen zu wollen. Zitat: "Der Bürgerwelle wird vorgeworfen, sie wäre gekauft."
Natürlich spiele in seinen Augen auch die Presse ihre ganz besondere Rolle, denn "only bad news are good news" ...
Seine fast durchgehend polemischen Äußerungen rechtfertigte er mit "Polemik ist wie das das Salz in der Suppe" und meinte wohl, es dafür mit der Wahrheit nicht sehr genau nehmen zu müssen: Neben o.g. Unwahrheiten zu Wissenschaftlern (Klitzing und Semm sollen z.B. gar "keine richtigen Wissenschaftler" sein !) und dem Herrn Zwerenz (Heilpraktiker) unterstellten Beruf Fernsehtechniker behauptete er felsenfest, die ICNIRP (Internationale Strahlenschutzkommisssion) gehöre zur WHO. Auch auf die Frage, ob der sich da sicher sei und die WHO dies bestätigen würde, antwortete er: "Ja, sicher !" (Dass dem nicht so ist, kann man auf einem Schreiben des UNO-Generalsekretärs Kofi Annan über die Seite www.gigaherz.de nachlesen.)

Einen wunderbaren Einblick in betreiberfreundliche wissenschaftliche Forschung gewährten dann seine Erläuterungen zu einem Experiment, das er selbst leitete, als er noch nicht in Rente war:

In sog. "Skinnerboxen" wurden 40 ausgewachsene Ratten, die man lange Zeit vorher im Mutterleib 20 Tage lang einem 900-MHz-Feld (GSM-Standard) mit der Leistungsflussdichte 100000 nW/qcm (= 4,5-fach unter dem zulässigen Grenzwert für Dauerexposition in Deutschland) ausgesetzt hatte, bezüglich der Lernfähigkeit mit 40 Kontrolltieren ohne Feldexposition verglichen. Man stellte dabei fest, dass beide Gruppen in etwa gleich schnell/gut lernten.
Bornhausen meint nun, daraus folgern zu können, dass der Mobilfunk generell unschädlich ist ...
Wer das Experiment etwas näher betrachtet, stellt fest, dass

  • zwischen Exposition und den Lernversuchen ein viel zu langer Zeitraum bestand und es wahrscheinlich ist, dass sich gesundheitliche Auswirkungen auf die Tiere zwischenzeitlich wieder gelegt hatten.
  • keine Aussage zur Sterberate oder Missbildungen zwischen Exposition und Lernversuchen gemacht wurde.
  • die Strahlenbelastung mit 20 Tagen nur kurzzeitig erfolgte und deutlich unter den zulässigen Grenzwerten lag.
  • Man kann also davon ausgehen, dass schon bei der Planung des Experiments beabsichtigt war, auf gar keinen Fall einen Zusammenhang zwischen Mobilfunkstrahlung und negativen gesundheitlichen Auswirkungen herzustellen ...

    Immerhin hatte Bornhausen schon zu Beginn seines Vortrags eine Pauschalerklärung parat: "Niemand hat eine Kompetenz !"
    Nach seinen Ausführungen war uns Zuhörern allen klar, auf wen dieser Satz am besten zutrifft ...

    Anmerkung:
    Auf der Suche nach einem geeigneten Referenten für diese "Informationsveranstaltung" hatte sich das Umweltreferat an das (staatliche) Bayerische Landesamt für Umweltschutz (LfU) gewandt. Von dort war Bornhausen wärmstens empfohlen worden !!! ...
    Es darf also durchaus die Frage gestellt werden, ob sich die Beamten des LfU überhaupt noch bewusst sind, dass sie "ihre Aufgaben unparteiisch und gerecht zu erfüllen" und "auf das Wohl der Allgemeinheit Bedacht zu nehmen" (Bayerisches Beamtengesetz, Art. 62) haben.
    Nach der Veranstaltung war allen klar, dass viele neue Mobilfunkbasistationen in Augsburg gebaut werden, die Stadt aber lediglich die Vorgabe macht, keine Antennen in "sensiblen Bereichen" wie Schulen, Kindergärten und Krankenhäusern aufzustellen.
    Hierzu vielleicht ganz kurz als Anmerkungen von uns: Hat man sich das bei der Stadt alles auch einmal überlegt ?

    Auf jeden Fall ist es jetzt endgültig Zeit, dass wir Bürger - mit allen uns legal zur Verfügung stehenden Mitteln - gegen diese gravierende Umweltverschmutzung vorgehen: Unterschriften sammeln, Aufklärung betreiben, Politiker (aller Ebenen) unter Druck setzen, ...

    Nicht vergessen:
    Im nächsten Jahr sind Kommunalwahlen und Bundestagswahlen ... 


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    Die Stadt Augsburg tut leider (noch) nicht allzu viel ...
    ... bzw. bei der Antenne im Radauviertel nichts mehr !
    Ende Juli 2001: Seit Ende Juni ist die Frist (Beseitigungsanordnung) abgelaufen, nach der der Sender in der Radaustraße von der Betreiberfirma hätte abgeschaltet werden sollen. Es passiert aber nichts !
    Schlimmer:
    Ein Antrag auf die sofortige Nutzungsuntersagung gegenüber Mannesmann D2, die eigentlich zwingend angebracht wäre, da es sich offensichtlich um eine nicht gesetzmäßig betriebene Anlage handelt, wurde von der Stadt Augsburg abgelehnt ...
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    Umweltreferent der Stadt machte Hoffnung:

    In einem Schreiben an esmog augsburg vom 14.08.01 äußerte sich Dr. J. Bruggey, Umwelt- und Gesundheitsreferent der Stadt Augsburg, zum Schutz von Kindern vor Mobilfunkstrahlung.
    Zitate aus seinem Schreiben:
    ... ist ein generelles Handyverbot in Schulen aus rechtlichen Gründen ncht durchsetzbar.
    Es wird aber diskutiert, künftig in die Hausordnungen der Schulen einzubringen, dass das Betreiben und Benutzen von Mobiltelefonen in der Schule niocht zulässig ist.
    ... mein Vorschlag ist, dieses Thema auf den Elternabenden zu thematisieren, weil hier durch Aufklärung viel erreicht werden kann.
    ... gibt es deshalb eine erhöhte Pflicht zur Vorsorge und dabei spreche ich im Besonderen die Eltern an, die ihre Kinder von jeglicher Strahlung fernzuhalten aufgefordert sind. Das gilt auch für schnurlose Telefone in der Wohnung.
    Hier gibt es noch viel zu tun, und ich hoffe sehr, sie können mit Ihren Aktivitäten zur Aufklärung beitragen.
    ...
    Dr. Bruggey
    Berufsm. Stadtrat

    Auch im Schulreferat tat sich was:
    Schulreferentin Elfriede Ohrnberger In einem Schreiben vom 23.08.01 an esmog augsburg - Zitate:
    ... Wir dürfen Ihnen versichern, dass wir die Sorgen über mögliche Belastungen und gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Mobiltelefone sehr ernst nehmen. Wir haben deshalb lange vor der öffentlichen Diskussion dieser Problematik mit unseren Schulleitungen Gespräche geführt, wie in den Schulen ... reagiert werden kann. Die Zuständigkeit hierfür liegt aufgrund der eindeutigen gesetzlichen Regelungen beim jeweiligen Schulleiter ...
    ... dass wir im Rahmen unserer Möglichkeiten entsprechende Aufklärungsarbeit betreiben und versuchen darauf hinzuwirken, dass schon Kinder und Jugendliche zu einem sparsamen und bewussten Umgang mit Mobiltelefonen erzogen werden kann. Wenn sich alle daran halten, wird sich die Notwendigkeit von Sendemasten auch daran orientieren.
    ...
    E. Ohrnberger
    berufsm. Stadträtin

    Einige Äußerungen in diesen Briefen wären wirklich erfreulich gerwesen - wenn nicht kurze Zeit später beim "runden Tisch" das wahre Gesicht der Augsburger CSU-Regierung zum Vorschein gekommen wäre ...
     
     

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    Lieber lästige Kabel

    als lästige Krankheiten ...

    Sendemast auf dem Haus Peterhofstr. 2 in Augsburg-Hochzoll



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